Das bedingungslose Grundeinkommen wird kommen!

Ich bin der festen Überzeugung, dass das bedingungslose Grundeinkommen kommen wird. In 10 bis 15 Jahren werden wir es intensiv diskutieren.

Das Bedingungslose Grundeinkommen ist ein sozialpolitisches Finanztransferkonzept, nach dem jeder Bürger – unabhängig von seiner wirtschaftlichen Lage – eine gesetzlich festgelegte und für jeden gleiche – vom Staat ausgezahlte – finanzielle Zuwendung erhält, ohne dafür eine Gegenleistung erbringen zu müssen.

Erste Versuche

In Finnland läuft der Zeit ein Versuchsprojekt, ob ein Grundeinkommen das soziale System des Landes vereinfachen und mehr Menschen in Jobs bringen kann. 2000 zufällig ausgewählte Arbeitslose erhalten anstelle von Arbeitslosengeld 560 Euro im Monat , ohne dass daran Bedingungen geknüpft sind. Das Geld muss nicht versteuert werden, und man kann ohne finanzielle Nachteile etwas dazuverdienen.

Mit diesem Testballon auf nationaler Ebene ist Finnland weltweit das erste Land, das ein bedingungsloses Grundeinkommen auszahlt. Wer jetzt arbeitslos ist, muß ständig Formulare ausfüllen und Anträge stellen. Das ist bei dem Grundeinkommen nicht notwendig. Das Experiment ist zunächst auf zwei Jahre angesetzt. Gegebenenfalls soll es nach einem Jahr auf noch mehr Personen ausgeweitet werden.

Weiter hinaus wollte eine Gruppe von Schweizern um den Gastronomen Daniel Häni. Die Gruppe erreichte eine Volksabstimmung über ihre „Initiative Grundeinkommen“, die pro Erwachsenen eine monatliche Zahlung von 2500 Franken (umgerechnet 2250 Euro) vom Staat vorschlug – und zwar für jeden Bürger, ob arbeitslos oder nicht. Das lehnten an den Urnen zwar 78 Prozent der Schweizer Wähler ab. Erreicht hat Häni aber eine breite Debatte im Land.

Die Ideen sind nicht neu. Hierzulande ist DM-Gründer Götz Werner der prominenteste Verfechter des Modells des bedingungslosen Grundeinkommens.

Warum das bedingungslose Grundeinkommen kommen wird?

Durch die aktuellen Entwicklungen zur Digitalisierung, in der Robotik und vor allem im Bereich der künstlichen Intelligenz wird die Produktivität exponentiell ansteigen. Da der Mensch linear denkt, können wir uns die Dynamik heute nicht vorstellen. Es wird zur massiven Freisetzung von Arbeitskräften kommen. Dabei denken wir zunächst an „Produktionsarbeiter“. Aber es wird alle Gruppen treffen. Kraft- und Taxifahrer werden durch autonome Fahrzeuge überflüssig. Die neue Arbeitswelt macht auch vor Jobs der Mittelschicht nicht halt – ob Steuerberater, Anwälte, Versicherungsfachleute, Bänker oder Immobilienmakler – vieles wird ohne menschliche Experten funktionieren.

Für sicher vor der Automatisierung halten Forscher dagegen vor allem jene Jobs, die besonders menschliche Fähigkeiten verlangen – zum Beispiel Menschenkenntnis, Verhandlungsgeschick, Kreativität oder Überzeugungskraft.

D.h., in etwa 15 Jahren müssen wir theoretisch nicht mehr für unseren Lebensunterhalt arbeiten. Es ist genug für alle da. Erstaunlich ist, dass weder in der Wissenschaft, noch in Politik und Wirtschaft diese Entwicklung ernsthaft diskutiert wird. Entscheidend ist, wie gerecht die Verteilung erfolgt und wahrgenommen wird. Hier kommen gesamtgesellschaftliche Herausforderungen und das bedingungslose Grundeinkommen auf uns zu.

Zum einen wird und muss der Staat dafür sorgen, dass freigesetzte Arbeitskräfte trotzdem ihren Lebensunterhalt bestreiten können und ein Einkommen erhalten. Zum anderen wird auch die Wirtschaft, also die Unternehmen, an diesem Ansatz interessiert sein. Wie sollen wird sonst Produkte erwerben und konsumieren? Ich bin mir sicher das Grundeinkommen oder auch Bürgergeld wird gesellschaftlicher Konsens werden. Darüber hinaus kann dann jeder noch freiwillig arbeiten oder sich sozial engagieren. Die Grundbedürfnisse sind ja abgesichert.

 

Mein Fazit: Das bedingungslosen Grundeinkommen wird nach meiner Überzeugung kommen. Es ist lediglich eine Frage des Zeitpunkts und der Ausgestaltung.

4 Replies to “Das bedingungslose Grundeinkommen wird kommen!”

  1. Grundsätzlich bin ich davon überzeugt, dass es in irgendwann ein Grundeinkommen für Jeden geben wird. Jedoch glaube ich, dass dies nur weltweit funktionieren kann – also in sehr weiter Zukunft realistisch wird.

  2. Der Versuch in Finnland kann ja wohl nicht ernsthaft als Test für ein bedingungsloses Grundeinkommen angesehen werden – geht er doch dermaßen am eigentlichen Thema vorbei:

    1. Nur Arbeitslose
    Wenn es die Bedingung „arbeitslos“ gibt, ist es eben von vorne herein schon mal NICHT bedingungslos.

    2. Keine Aussage über Kündigungsrate
    Ein (meines Erachtens durchaus berechtigtes) Bedenken gegen ein BGE ist ja die Befürchtung, dass viele Leute ihren Job kündigen könnten und sich dann lieber auf die faule Haut legen – damit würden sie ja von den Zahlern zu den Nehmern wechseln. Wenn man nur mit Arbeitslosen testet, kann man wohl recht zuverlässig vorhersagen, dass die Kündigungsrate bei Null liegen wird.

  3. Wie willst Du verhindern, dass von aussen alle in diese FREIHEIT(soziale Haengematte?) einreisen wollen?
    In Finnland oder auf Island ist das denkbar. In CH oder D?
    Ah, vielleicht meinst Du nach der Post-EU-Aera?
    Was schlaegst Du konkret vor?
    Mauern, Zaeune, ein Kasten-System (native/priviligierte Buerger, und andere?)?
    LG J

    1. Hallo Jörg,
      da hast Du einen der Knackpunkte angesprochen, die konzeptionell geklärt werden müssen. Ich denke, dass in der Tat recht hohe formale Hürden vorgegeben werden müssen (mindestens 5 Jahre deutscher Staatsbürger?). Des Weiteren sehe ich das bedingungslose Grundeinkommen nicht in Höhen, die einen totalen Wohlstand ermöglichen. Auf heutigen Kostenniveau würde ich monatlich zwischen 800 € und 1.000 € ansetzen.

      Aufgrund der diversen Fragestellungen ist es notwendig, frühzeitig in eine breite Diskussion zu gehen.

      Torsten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert