Private Equity: Das klingt noch dem großen Geld und Traumrenditen. Kaum eine Anlageklasse ist in den vergangenen Jahren so rasant gewachsen. Laut dem Analysehaus Preqin waren Mitte des Jahres weltweit knapp 4000 Beteiligungsfonds unterwegs, um insgesamt 981 Milliarden Dollar bei den Investoren einzusammeln. Der Markt für „private“ Beteiligungen wird derzeit auf rund 6000 Mrd. $ geschätzt,.
Was bedeutet Private Equity?
Übersetzt man Private Equity ins Deutsche, bedeutet es „privates Beteiligungskapital“ und bezieht sich auf den direkten Erwerb von Unternehmensbeteiligungen, der außerbörslich und damit unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfindet.
Diese Anlageform bevorzugt zumeist Investitionen in bereits etablierte Unternehmen, die ihr volles Potenzial – noch – nicht ausschöpfen. Oft sind darunter Firmen, die in wirtschaftlichen Schwierigkeiten stecken. Dabei kann es sich sowohl um mittelständische Unternehmen als auch Großkonzerne handeln. Anschließend übt das Fondsmanagement aktiv Einfluss auf das operative Geschäft des erworbenen Zielunternehmens aus. So können bzw. sollen die erworbenen Beteiligungen zu einem späteren Zeitpunkt gewinnbringend verkauft oder durch einen Börsengang zu Geld gemacht werden. Daraus ergeben sich gegebenenfalls überdurchschnittliche Anlegergewinne. Statistisch liegt die Haltedauer bei dieser Art der Beteiligung zwischen drei und sieben Jahren.
Welche Anlagemöglichkeiten bestehen für Privatanleger?
Private Equity Fonds verlangen besonders hohe Investitionssummen von ihren Anlegern. So ist eine Mindestanlage ab einer Höhe von 100.000 € die Regel. Aufgrund dieser hohen Summen sind die typischen Kapitalgeber von Private Equity Fonds vermögende Privatpersonen oder institutionelle Anleger wie beispielsweise Banken, Versicherungen oder Family Offices.
Für Privatanleger erscheint diese Anlageklasse damit nicht wirklich geeignet. Dennoch entstehen auch für Kleinanleger immer mehr Wege, Geld in diesem Bereich anzulegen.
ETFs
Mit ETFs auf Private-Equity-Indizes kannst Du Dich mit breiter Streuung an der Entwicklung führender Finanzinvestoren beteiligen.
An der deutschen Börse werden derzeit mehrere passende ETFs gehandelt. Der größte unter ihnen ist der iShares Listed Private Equity ETF (ISIN: DE000A0MSAF4). Er bildet den S&P Listed Private Equity Index ab. Damit investiert der Fonds in börsennotierten Private-Equity-Unternehmen aus Nordamerika, Europa und dem asiatisch-pazifischen Raum, die an Börsen von Industrieländern gehandelt werden. Die Gesamtkostenquote (TER) beträgt 0,75 Prozent.
Ein weiterer ETF ist der DB X-Trackers LPX MM Private Equity ETF (ISIN: LU0322250712). Basiswert des Fonds ist der LPX Major Market Private Equity Index. Ziel des ETFs ist es, die Risiko- und Renditemerkmale der 25 weltweit liquidesten PE-Gesellschaften abzubilden, die im LPX gelistet sind. Der größte Sektor des Fonds sind ebenfalls die USA, gefolgt von Großbritannien und Frankreich. Mit einer TER von 0,70 Prozent ist er minimal günstiger als der iShares ETF.
Der Lyxor Privex D-EUR (ISIN: FR0010407197) und der Power Shares Global Listed Private Equity (ISIN: IE00B23D8Z06) sind weitere PE-ETFs. Der Lyxor Privex ETF (TER 0,7) ist an die Entwicklung des PRIVEX Index gekoppelt. Der Power Share ETF (TER 0,75) bildet den Global Listed Private Equity Index nach, einen diversifizierten Index von über 30 internationalen (mit Ausnahme der USA) börsennotierten Unternehmen.
Da die ETFs sich wiederum an Beteiligungsunternehmen beteiligen, entsteht eine Art Dachfonds-Effekt, d. h. Kosten kumulieren sich gegebenenfalls.
Börsennotierte Unternehmen
Eine Alternative zu Beteiligungen an Private Equity Fonds stellen börsennotierte Wertpapiere bzw. Aktien von Investmentgesellschaften dar, die in privates Beteiligungskapital investieren. Die Investitionsmöglichkeiten sind bei näherer Beschäftigung sehr umfassend.
Du kannst bei Größen wie Berkshire Hathaway (ISIN: US0846701086), Blackrock (ISIN: US09247X1019) oder KKR (ISIN: US48248M1027) einsteigen. Genauso sind deutsche Beteiligungsgesellschaften, wie INDUS (ISIN: DE0006200108), Rocket Internet (ISIN: DE000A12UKK6), Aurelius (ISIN: DE000A0JK2A8) oder die Deutsche Beteiligungs AG (ISIN: DE000A1TNUT7) börsengehandelt.
Das Feld an entsprechenden Aktien ist erstaunlich breit. Es gibt die zahlreiche Beteiligungsmöglichkeiten an Beteiligungsgesellschaften ( 😉 ), so dass sich eine intensive Analyse lohnt.
Private Equity über Portale
Beispielsweise die Fintechs LUIQID und Moonfare bieten Direktzugänge zu Private Equity – Anlagen. Die Mindestanlagesumme beträgt jedoch stolze 200.000 Euro.
Moonfare betriebt eine Online Private Equity-Plattform. Der Marktplatz soll semiprofessionellen Anlegern Investitionen in Fonds von Beteiligungsgesellschaften ermöglichen. Das Berliner Fintech betreibt eine Online-Plattform, auf der vermögende Privatpersonen ab einer Mindestzeichnungssumme von in Deutschland 200.000 Euro in Fonds von Beteiligungsgesellschaften investieren können. Die Anlagesumme differiert nach den Regularien der Länder – in der Bundesrepublik setzt die Bafin bei 200.000 Euro die Grenze zum semiprofessionellen Anleger. Der Marktplatz bündelt die Investitionen seiner Kunden und bringt eine Gesamtsumme in die Private Equity-Vehikel ein. Bisher hat das Portal sich bei bekannten Playern wie EQT oder Carlyle engagiert.
LIQID bietet Privatanleger seit 2016 an sich in der Anlageklasse zu engagieren. Gemeinsam mit dem Partner HQ Trust, dem Family Office der Familie Harald Quandt (BMW!), wird der Zugang zu Private Equity angeboten. Ab 200.000 Euro kannst Du in ein gestreutes Portfolio an Fonds-Beteiligungen einsteigen. Die Anlagedauer bei LIQID Private Equity beträgt zwölf Jahre. Aktuell können LIQID-Kunden bereits das zweite Programm zeichnen: LIQID Private Equity II. Der Vorgänger, LIQID Private Equity I, wurde wegen der hohen Nachfrage bereits geschlossen (es ist verdammt viel Geld im Markt). Der LIQID Private Equity I ist unter anderem in Fonds der Firmen Bain Capital, CVC, Apollo und Nordic Capital investiert.
Mein Fazit: Investitionen in Privat Equity bieten durch das aggressive Modell überdurchschnittliche Gewinnchancen. Zu vermuten ist, dass aufgrund der großen Geldmengen im Markt bereits Überbewertungen vorliegen. Riskant ist, dass die Anlagen (Zielunternehmen) nicht schnell verkauft werden können. D. h., die Anlagegüter sind nicht sehr liquide. Sollten im Krisenfall viele Anleger gleichzeitig ihre Anteile veräußern, wird dies zu Problemen – ähnlich wie in der Finanzkrise bei offenen Immobilienfonds – führen. Aktuell würde ich nur ausgesuchte Aktien von Private Equity Gesellschaften empfehlen.