Das autarke Haus – ein Baustein für die finanzielle Unabhängigkeit oder den Ruhestand.

Im Beitrag Finanzielle Freiheit – Wieviel Vermögen ist eigentlich notwendig? hatte ich errechnet, wie viel Kosten für die finanzielle Freiheit monatlich mindestens anfallen. Diese Kosten kann man natürlich optimieren und damit die Eintrittshürde reduzieren. Eine Möglichkeit zur Vorbereitung des „Ruhestands“ sehe ich darin, die Betriebskosten fürs Wohnen zu minimieren. Ein Ansatz den ich seit Jahren verfolge, ist das autarke Haus. Der Begriff „autark“ meint Unabhängigkeit und Freiheit von äußeren Einflüssen und Leistungen. Echte Autarkie wäre für mich die komplette Unabhängigkeit von allen Arten von Ver- und Entsorgern. Geht das? Schauen wir mal.

Autarke Medien in der Übersicht

Gas

Ein Gasanschluss ist alles andere als autark und ist damit für das Konzept des autarken Wohnens völlig ungeeignet; scheidet also von Anfang an aus meiner Betrachtung aus.

Strom

Strom für ein autarkes Haus kann auf verschiedene Weise gewonnen werden – über Photovoltaik, aus einem Blockheizkraftwerk, von einem Windrad oder einer Windturbine auf dem Dach. Autarkes HausPhotovoltaik ist der am besten erschlossene Bereich, hier sind auch in den letzten Jahren die Kosten für die technische Ausrüstung bei gleichzeitig steigendem Wirkungsgrad sehr stark gesunken. Ich empfehle einen Mix aus Sonne und Wind, um nicht von einer Energieart (und damit vom Wetter) abhängig zu sein. Das heißt, neben der Solaranlage auf dem Dach wird ergänzend eine Kleinwindanlage auf dem Grundstück errichtet. Hierfür muss nach meinen Recherchen mit teilweise langen Genehmigungszeiten durch die Behörden gerechnet werden (Kleinwindanlagen über 10 Meter Höhe sind in allen Bundesländern genehmigungspflichtig). Beide Technologien sind so ausgereift, dass man problemlos den Strombedarf eines Einfamilienhauses abdecken kann. Die Kosten für eine Photovoltaikanlage betragen abhängig von Strombedarf 10.000 bis 15.000 Euro. Ein vertikales Windrad liegt bei rund 10.000 Euro.

Stromspeicher

Der Schlüssel zu echter Unabhängigkeit vom Netz sind allerdings die Speichertechnologien, die eine Überbrückung von  sonnen- und windlosen Zeiten oder auch von Ausfällen der Anlagen möglich machen. Diese Technik ist jedoch noch teuer und nimmt sehr viel Platz weg. Wenn man als zu überbrückenden Zeitraum eine Woche, also 7 Tage, ansetzt und von sinkenden Preisen für Akkus ausgeht, muss man trotzdem 15.000 bis 25.000 Euro Investition in Angriff nehmen.

Elektromobil

Eine Erweiterung oder auch ein Abfallprodukt der Autarkie ist die Reduzierung der Benzinkosten. Die Energieerzeugung mittels Wind- und Sonne würde auch den Umstieg auf ein Elektromobil erleichtern, da man sein Auto dann mit „eigenem Strom“ aufladen kann.

Heizung- und Warmwasser

Sofern man seinen Strombedarf selbst und unabhängig decken kann, ist die autarke Erzeugung von Heizwärme und Warmwasser kein Problem. Dazu kommen die verschiedenen Arten von Wärmepumpen in Frage und natürlich eine reine Elektroheizung, je nachdem welche Mengen an eigenem Strom verfügbar sind. Bei Wärmepumpen muss genau auf die Effizienz geachtet werden, da die Pumpen viel Strom verbrauchen.  Oft wird empfohlen Photovoltaik mit Solarthermie zu ergänzen. D. h., dass auf dem Dach zusätzlich Sonnenkollektoren für die Warmwasserversorgung installiert werden. Eine durchschnittliche Anlage benötigt zwischen 4 bis 8 Quadratmeter Kollektorfläche und kostet etwa 3.000 bis 6.000 Euro. Sie spart aufs Jahr gerechnet bis zu sechzig Prozent der Kosten für Warmwasserbereitung ein. Als Backup für Notfälle muss man fast zwingend einen Kamin einbauen. Damit kann man Ausfälle der Heizung, aber auch Tage mit geringer Stromerzeugung abdecken.

Wasser

Theoretisch ist die Wasserversorgung ist in den meisten Regionen problemlos möglich. Eine Eigenversorgung mit Regenwasser ist möglich, wenn man entsprechend große Speicher (Zisterne). Meistens die bessere Variante ist die Bohrung eines Brunnens zur Eigenversorgung mit Trinkwasser. Beide Varianten bedingen natürlich Pumpen und Filtersysteme, die wiederum mit eigenem Strom betrieben werden. Soweit die Möglichkeiten, jetzt das Aber.

Der Gesetzgeber schreibt vor, dass jeder Grundstückseigentümer eine Bezugspflicht beim örtlichen Wasserversorger hat, sofern das Grundstück in dessen Bezugsgebiet befindet. Wer also vorhat, sich anstatt beim Wasserversorger einen Anschluss errichten zu lassen, selber einen Brunnen zu graben, der wird vom Gesetzgeber dazu gezwungen, einen Anschluss errichten zu lassen. Auch eine zusätzliche Wasserversorgung aus eigener Quelle ist damit ausgeschlossen.

Abwasser

Zur Entsorgung von anfallendem Abwasser bieten sich einerseits die früher gebräuchlichen Sickergruben an, andererseits eine eigene Wiederaufbereitung von Wasser, was heute technisch zwar aufwendig aber in entsprechend konzipierten Kleinanlagen für ein einzelnes Haus auch möglich ist. Sickergruben sind heute nur dort zulässig, wo es keine Kanalisation gibt, und dennoch eine Baugenehmigung erteilt wird – solche Bereiche gibt es in Deutschland praktisch nicht.

Es besteht nahezu durchgängig ein Anschlusszwang. Ein Anschluss an das öffentliche Abwassernetz ist daher heute praktisch unumgänglich. Hier gibt es leider keine Autarkie, und das wird sich wohl auch nicht zeitnah ändern.

Müllentsorgung

Auch hier stößt das autarke Haus an Grenzen. Auf eine gelbe (grüner Punkt)  und blaue Tonne (Papier) kann man verzichten, auch eine braune Tonne ist bei Nachweis einer Kompostierung machbar, aber mindestens bei der Restmülltonne (schwarz) ist man zwangsverpflichtet. Ein Nachweis, dass keinerlei Müll entsteht, wird extrem schwer fallen. Hier kann man nur darauf hin arbeiten, die kleinste Größe der Mülltonne(n) zu verwenden.

Zusammenfassung

In Deutschland ist eine völlige Unabhängigkeit von allen Versorgungsnetzen aus rechtlichen Gründen derzeit nicht möglich. Erreichbar ist ein energieautarkes Haus bezogen auf Strom, Heizung und Warmwasser. Allerdings liegen die Investitionskosten mit mindestens 45.000 Euro sehr hoch. Daneben ist der Gedanke der Unabhängigkeit von Versorgungsnetzen ein sehr attraktiver weicher Faktor.

Mein Fazit: Der Gedanke des autarken Hauses ist aus wirtschaftlicher und ökologischer Sicht attraktiv. Die Technologie ist nicht voll ausgreift und die Anschaffungskosten sind hoch. Knackpunkt sind ausgereifte und bezahlbare Stromspeicher. Zudem lassen die gesetzlichen Regelungen maximal ein „energieautarkes Haus“ zu. Ich werde das Projekt frühestens in 5 Jahren angehen und bis dahin offensiv am „Puls“ der Entwicklung bleiben.

 

One Reply to “Das autarke Haus – ein Baustein für die finanzielle Unabhängigkeit oder den Ruhestand.”

  1. Hallo,
    interessanter Artikel, danke dafür. Ich kenne mich mit dem Thema nicht aus aber der Artikel scheint einen guten Überblick und Einstieg zu bieten über was derzeit möglich ist, wieviel es kostet und was leider nicht geht.

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