Es zeigt sich immer wieder: An der Börse muss man geduldig, die Nerven behalten und wenig auf den Bauch hören. Das ist natürlich im echten Leben nicht so einfach. Oder wie sagt der Börsianer. „Hin und her macht Taschen leer“.
Drei Beispiele aus meinem Börsenleben:
Rund um den Jahreswechsel kaufte ich Daimler-Aktien, die mir außergewöhnlich billig erschienen für 43 Euro. Dann kam die Corona-Krise. Die Aktie kam total unter die Räder – Tiefpunkt 19 Euro. Danach berappelte sich das Papier allmählich. Trotzdem glaubte ich grundsätzlich überhaupt nicht mehr an die deutschen Autohersteller. Als die Aktie endlich wieder über dem Kaufkurs war, verkaufte ich Ende 2020 für etwa 45 Euro. Hauptsache raus. Und dann? Heute steht Daimler bei 73 Euro und das nach Abspaltung der Trucksparte. Vorher stieg die Aktie bis ca. 85 Euro.
Die Kuka Aktien erwarb ich Ende 2018 für 56 Euro. Hintergrund war, das der chinesische Konzern 95 Prozent der Anteile erworben hatte und die Vermutung nahelag, dass die Chinesen die restlichen Aktien von der Börse wegkaufen. Das nicht unwahrscheinliche Delisting versprach Spekulationsgewinne. Die Aktie wurschtelte dann ewig eher nach unten. Im Frühjahr 2021 verlor ich die Lust und verkaufte mit Verlust bei 40 Euro.
Ende November 2021 wurde dann tatsächlich Squeeze-Out-Prozess eingeleitet. Der Aktienkurs stiegt daraufhin auf bis zu 78 Euro. Aktuell steht das Papier bei ca. 72 Euro. Das Delisting soll formal bei Hauptversammlung voraussichtlich im Mai 2022 beschlossen werden.
K+S kaufte ich Anfang 2020 für etwa 8 Euro mit der Hoffnung, dass die Nachfrage nach Kalisalzen das Unternehmen nach oben trägt. Dann kamen Corona und Bilanzprobleme. Der Tiefpunkt lag bei ca. 5 Euro. Ich war zu ängstlich für Nachkäufe. Da es immer wieder Meldungen zu möglichen Unkorrektheiten in der Bilanzierung gab, wurde ich immer unruhiger. Im Frühjahr 2021 verkaufte ich annähernd bei Plus / Minus Null und war erleichtert, raus zu sein. Und dann? Dann stieg die Nachfrage an den Märkten wirklich und heute steht die Aktie bei 17 Euro. Das wäre ein satte Verdopplung der Anlagesumme gewesen. Tja: „“Wäre, wäre, Fahrradkette..“, wie Lothar Matthäus sagt.
Was sind meine Lehren?
- In Krisenzeiten nicht panisch verkaufen. Durchhalten – auch wenn es schwer fällt.
- Nicht zu früh verkaufen, auch wenn die Erleichterung „endlich wieder im Plus“ zum Verkauf animiert. Du hast Dich mal aus guten Gründen für dieses Papier entschieden!
- Nicht zu oft schauen.
- Weniger Bauch.
- Keine Einzelaktien – mehr breit gestreute Fonds und ETFs (Das wussten wir schon).
Oder mit André Kostolany:
„Gehen Sie an die Börse, und stecken Sie Ihr Geld in Aktien. Dazu kaufen Sie sich in einer Apotheke eine große Dosis Schlaftabletten. Nach vier Jahren wachen Sie als reicher Mann auf.“
Mein Fazit: Hinterher ist man immer schlauer. Es spricht aber nichts dagegen aus Erfahrungen zu lernen.
Danke für die wertvollen Erfahrungen, die Du hier mit uns teilst. Auch für mich ist der Satz „Handle immer aus innerer Ruhe“ ein wichtiger Leitsatz geworden. Er hat sich wirklich in allen Lebenslagen bewährt. Viel Erfolg und Rendite allen hier mit den Geldanlagen.