Freihandel versus Protektionismus

Nicht nur die USA, auch in Europa gewinnen Globalisierungsgegner an Einfluss. Dabei bestehen am positiven Wohlstandseffekt eines freien und fairen Welthandels kaum Zweifel. Der Internationale Währungsfonds (IWF) rechnet für 2018 mit einem Wachstum der Weltwirtschaft von 3,9 Prozent. Ein maßgeblicher Treiber ist der internationale Warenaustausch, den der IWF für 2018 mit einer Steigerung von 4,6 Prozent prognostiziert. Der Freihandel boomt.

Dennoch steigt die Akzeptanz von protektionistischen (lat. protectio ‚Schutz‘) Strömungen vor allem in den Industrieländern. Spätestens mit der Brexit-Entscheidung der Briten und dem Amtsantritt von Donald Trump wird es für den freien Welthandel deutlich schwerer.

Nutzen des freien Handels

Theoretisch begründet hat den Zusammenhang zwischen Freihandel und wachsendem Wohlstand der britische Ökonom David Ricardo. Sein Ansatz vom „komparativen Kostenvorteil“ besagt, dass zwei Länder den größtmöglichen Ertrag erzielen, wenn sie sich jeweils auf die Herstellung von Gütern spezialisieren, die sie im Verhältnis zum Handelspartner mit dem größtmöglichen Kostenvorteil produzieren können und die anderen Güter von diesem importieren. Bis heute gilt diese Theorie als Grundlage moderner Außenhandelstheorien. Dem Ansatz folgend kommt auch der bekannt US-Ökonom Paul Krugmann zum Ergebnis, dass der Handel den allgemeinen Wohlstand fördert.

Klassischerweise produzieren Industrieländer kapitalintensive Güter, während Schwellenländer aufgrund ihres niedrigen Lohnniveaus eher arbeitsintensive Produkte herstellen. Im Endeffekt profitieren die beteiligten Volkswirtschaften. Diesen Effekt kann man gut beim Aufstieg Chinas zur Wirtschaftsmacht nachvollziehen.

Freihandel ist für die meisten Ökonomen ein theoretisches Ideal. Staaten tauschen Waren „frei“ untereinander ohne Zölle oder Importsteuern.

Gründe für Handelsbeschränkungen

Der eben beschriebene Effekt führt zu Herausforderungen in den Industrieländern. In Hochlohnländern besteht immer weniger Bedarf an „einfachen Arbeitsplätzen“ – zu beobachten z. B. in der Stahlindustrie. Das Industrieland kann nun zwei Wege gehen. Entweder lenkt man durch Ausbildung oder Transferleistungen die entsprechenden Arbeitskräfte um. Oder man schottet sich durch Einfuhrbeschränkungen oder Zölle ab.

Donald Trump hat sich ganz klar für die zweite Alternative entschieden. „Jetzt ist die perfekte Zeit, Ihren Betrieb und Ihre Investitionen in die Vereinigte Staaten zu bringen“, sagte Trump beim Weltwirtschaftsforum in Davos. Aber wohin führt dieser Weg? Trump erreicht kurzfristige Effekte und verhindert den langfristig notwendigen Strukturwandel. Langfristig sind die großen Volkswirtschaften auch gar nicht auf die Amerikaner angewiesen. Die geplante Freihandelszone RCEP – Regional Comprehensive Economic Partnership zwischen zehn ASEAN Staaten (u. a. China, Indien, Japan) sowie Neuseeland und Australien würde beispielsweise 3 Milliarden Menschen und 40 Prozent des Welthandels umfassen.

Entscheiden sich viele Länder für Handelsschranken führt dies unweigerlich zu einer Spirale von Interventionen und auch Vergeltungsmaßnahmen.

Steuerwettstreit

Unmöglich finde ich den Wettstreit der Staaten um die niedrigsten Unternehmenssteuern. Die Staaten verbeugen sich vor den Großunternehmen und verbiegen sich für Ansiedlungen. Aber wohin soll das führen? Am Ende müßten die Steuern bei Null liegen. Und wer bezahlt dann für öffentliche Aufgaben und Infrastruktur? Langfristig kann nur eine weltweit harmonisierte Besteuerung von Unternehmen sinnvoll sein. Perspektivisch sollten eher die Bildungspolitik und qualifizierte Arbeitskräfte einen Standortvorteil für ein Land darstellen.

Umwelt

Klare Nachteile entstehen durch extensiven Handel für die Umwelt. Ein Großteil der in Deutschland an den Endverbaucher verkauften Produkte wird in China produziert. Bangladesch ist bekannt für die Herstellung von Kleidung. China wird immer mehr zum Produzenten für die gesamt Welt. Die Herstellungskosten sind so gering, dass der Transport nach Deutschland kaum ins Gewicht fällt. In Summe führt dies zu Unmengen von Lieferungen per Flugzeug und Schiff. Umweltschonend ist das nicht.

 

Mein Fazit: Aus wirtschaftlicher Sicht bin klarer Befürworter eines unbeschränkten Handels. Für unsere Umwelt wünsche ich mir jedoch eine bewußte regionale Produktion, um den Transportwahnsinn zu reduzieren. Ganz klar liegt dieser Ansatz bei Lebensmitteln auf der Hand.

 

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